Dynamics 365 Finance & Supply Chain Management Vs. Dynamics 365 Business Central
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Klein gegen Groß, oder Duell auf Augenhöhe?
Unternehmen, die über die Einführung eines neuen ERP-Systems nachdenken, stoßen bei Microsoft regelmäßig auf dieselben Fragen:
- Ist Dynamics 365 Business Central zu klein oder sind Dynamics 365 Finance & Dynamics 365 Supply Chain Management zu groß?
- Reicht uns der Funktionsumfang von Business Central aus oder brauchen wir mehr?
- Ist Finance & Supply Chain Management überdimensioniert, oder ist es klug, die umfangreichen Funktionen für die Zukunft mitzudenken?
- Oder ganz allgemein: Welches der beiden Systeme ist das bessere – für uns und unsere Anforderungen?
In Kundengesprächen, bei Präsentationen oder auf Veranstaltungen haben wir diese und ähnliche Fragen schon oft gehört. Um eine erste, kurze Antwort zu geben, sagen wir meist:
- Business Central ist die ERP-Lösung für kleinere und mittelständische Unternehmen.
- Finance & Supply Chain Management ist die ERP-Lösung für große und internationale Unternehmen.
Das stimmt so weit. Doch dies ist nur der erste Teil der Antwort. Denn so schnell und einfach lässt sich die Wahl des passenden ERP-Systems eben doch nicht treffen. Denn es kommt nicht allein auf die Unternehmensgröße, die Mitarbeiteranzahl oder die Prozesskomplexität an. Business Central oder Dynamics 365 Finance & Supply Chain Management ist keine reine Abwägung zwischen Groß und Klein. Es ist ein Duell auf Augenhöhe, das in vielen Detailfragen entschieden wird.
Worum es bei diesem ERP-Vergleich wirklich geht…
Die Herausforderung besteht also nicht darin, das „bessere“ oder das „stärkere“ System zu finden; die eigentliche Frage lautet vielmehr, welches System deckt die individuellen Anforderungen Ihres Unternehmens besser ab.
In diesem Blogbeitrag vergleichen wir beide ERP-Systeme neutral miteinander– und zwar schwerpunktmäßig auf der Ebene der Funktionen und Anforderungen.
Als Microsoft Dynamics 365 Partner mit Spezialisten sowohl für Business Central als auch für Finance & Supply Chain Management geben wir Ihnen damit eine wertvolle Entscheidungsgrundlage an die Hand.
Unser Vergleich umfasst die wichtigsten Funktionen und Themenfelder:
1. Intercompany-Prozesse
2. Internationales Wachstum
3. Die Module Einkauf und Finanzen
4. Die Module Produktion, Qualitätsmanagement und Projekt
5. Outlook- und Microsoft 365-Integration
6. Implementierung und Go-Live
Darüber hinaus werfen wir noch einen Blick auf die Kriterien:
7. Unternehmensgröße
8. Kosten des ERP-Systems
9. Branchenlösung
Hinweis
Auf unserem Blog haben wir beide ERP-Systeme schon öfter miteinander verglichen.
- Business Central Vs. Finance & Supply Chain Management
- Business Central oder Finance & Supply Chain Management? Eine Checkliste
- Dynamics 365 Finance oder Dynamics 365 Business Central für Ihre Finanzbuchhaltung
Anders als in unseren bisherigen Vergleichen beginnen wir diesmal aber nicht mit den Punkten, in denen beide Systeme überzeugen, oder bei denen man geteilter Meinung sein kann, sondern wir starten mit konkreten Funktionen und echten KO-Kriterien.
Deshalb steigen wir direkt mit Anforderungen ein, die, sofern Sie auf Ihre Bedarfe zutreffen, sofort eine klare Entscheidung erzwingen. Wir beginnen mit einem der wichtigsten Unterschiede schlechthin: den Intercompany-Prozessen.
Finance & Supply Chain Management Vs. Business Central – mögliche KO-Kriterien zugunsten der „großen“ ERP-Lösung
1. Intercompany Prozesse
Ihr Unternehmen benötigt Intercompany-Prozesse und Workflows über mehrere Standorte hinweg? Dann wird Ihre Wahl sehr sicher auf Finance & Supply Chain Management hinauslaufen.
Denn die Intercompany-Prozesse – sprich Abläufe zwischen rechtlich selbstständigen Gesellschaften innerhalb eines Konzerns oder eines Unternehmensverbunds – sind nur mit Microsofts großem ERP-System Finance und Supply Chain Management möglich.
Zwar ist Business Central – ebenso wie Finance & Supply Chain Management – „mehrmandantenfähig“.
Wichtige Prozesse allerdings wie
- mandantenübergreifende Zahlungen,
- mandantenübergreifende Finanzbuchungen und
- mandantenübergreifende Projektbuchungen
gibt es nur bei Finance & Supply Chain Management.
Fazit: Intercompany-Prozesse:
Sind Intercompany-Buchungen, konzerninterne Umlagen, Intercompany- Einkäufe / Verkäufe oder die unternehmensinterne Verrechnung von Dienstleistungen für Sie wichtige Funktionen und Anforderungen, ist die Frage welches ERP-System von Microsoft sie einsetzen eigentlich schon entschieden. Denn hier gibt es einen klaren KO-Sieg des großen ERP-Systems. In diesem Fall müssen Sie auch gar nicht weiterlesen, sondern könnten Finance und Supply Chain Management gleich direkt bestellen😉.
2. Internationales Wachstum
Auch ein Vergleich anhand des Kriteriums internationales Wachstum kennt einen klaren Favoriten: Finance & Supply Chain Management.
Denn zielen Sie mit Ihrem Produkt oder Ihrer Dienstleistung auf europaweites oder gar weltweites Wachstum und planen bzw. unterhalten bereits Niederlassungen und Standorte im Ausland, dann können Sie mit Finance & Supply Chain Management sämtliche länderspezifischen Anforderungen in einer einzigen Applikation abbilden. Einfacher und bequemer lässt sich internationales Wachstum nicht abbilden.
Nicht ganz so einfach ist es bei Business Central. Hier müssen Sie pro Land eine eigene landesspezifische Applikation buchen und installieren. Nur der DACH-Bereich ist in einem Lösungspaket vereint. Business Central ist also ausgelegt auf nationales Wachstum (DACH) plus Wachstum in einigen wenigen zusätzlichen Ländern. Jedes neu hinzukommende Land bedeutet für Sie, dass Sie eine weitere Applikation buchen und bereitstellen müssen. Dieser Ansatz kann sehr schnell aufwändig werden und internationales Wachstum ausbremsen.
Fazit: Internationales Wachstum
Konzentriert sich Ihr Wachstum auf den DACH-Bereich und eine überschaubare Anzahl an weiteren Ländern, sind Sie mit beiden ERP-Systemen gut aufgestellt. Betrachten Sie ganz Europa oder die ganze Welt als potenzielle Märkte für Ihr Produkt / Ihre Dienstleistung, ist Finance und Supply Chain Management der kleineren ERP-Lösung Business Central in diesem Punkt überlegen.
3. Die Module Einkauf und Finanzen
Sowohl Business Central als auch Finance & Supply Chain Management verfügen über leistungsfähige Funktionen im Bereich Einkauf und Finanzen – allerdings mit Unterschieden in Tiefe und Skalierbarkeit.
Business Central bietet hier ein sehr solides Fundament:
- Standardfunktionen für Kreditoren- und Debitorenbuchhaltung
- Verwaltung von Einkaufsbestellungen und -rechnungen
- Genehmigungsworkflows im Einkauf
- Budgetverwaltung und Reporting
Für kleine und mittelständische Unternehmen sind diese Funktionen in der Regel vollkommen ausreichend.
Finance & Supply Chain Management hingegen geht über diese Standardprozesse hinaus und bietet:
- Konzernweite Finanzbuchhaltung mit Intercompany-Abstimmungen und Konsolidierungen
- Erweiterte Funktionen wie Kreditmanagement, Kostenrechnung, Treasury- und Cash-Management
- Automatisierte Prozesse in Einkauf und Beschaffung, z. B. über zentrale Einkaufskataloge, Lieferantenportale und Ausschreibungsverfahren
- Starke Unterstützung für komplexe Compliance- und Steueranforderungen in unterschiedlichen Ländern
Fazit: Die Module Einkauf und Finanzen
Für Unternehmen, die ein schlankes und übersichtliches Finanz- und Einkaufsmodul benötigen, sind beide Systeme eine gute Wahl. Unternehmen, die Wert auf konzernweite Finanzprozesse, umfassendes Controlling, internationale Steuer- und Compliance-Funktionalitäten oder strategisches Lieferantenmanagement legen, sind hingegen mit Finance & Supply Chain Management deutlich besser aufgestellt.
Einen noch tiefgreifenderen Vergleich der Finanzmodule zwischen Dynamics 365 Finance und Business Central finden Sie auch hier auf unserem Blog: Dynamics 365 Finance oder Dynamics 365 Business Central für Ihre Finanzbuchhaltung
4. Die Module Produktion, Qualitätsmanagement und Projekt
In Produktion, Qualitätsmanagement und im Projektmodul zeigen sich die Unterschiede zwischen Business Central und Finance & Supply Chain Management wieder etwas deutlicher – vor allem, wenn es um komplexe Produktionsprozesse, Qualitätskontrollen und das Management größerer Projekte geht.
Business Central bietet:
- Grundfunktionen für Fertigung und Montage
- Unterstützung für Stücklisten, Arbeitspläne und Kapazitätsplanung
- Basis-Funktionen im Projektmanagement: Zeiterfassung, Ressourcenzuordnung, Projektabrechnung
- Einfache Werkzeuge für Service-Management und Nachkalkulation
Solange die Abläufe nicht zu komplex sind, reichen diese Funktionen für kleine und mittelständische Fertigungsbetriebe und Projektdienstleister vollkommen aus.
Finance & Supply Chain Management geht aber noch etwas tiefer:
- Umfassende Produktionsplanung inkl. MRP (Material Requirements Planning), Produktionsaufträgen, Kapazitätsabgleich und Multi-Site-Produktionsszenarien
- Qualitätsmanagement mit Prüfplänen, Prüfaufträgen und Rückverfolgbarkeit über die gesamte Lieferkette hinweg
- Vollständige Integration von Wartung und Anlagenmanagement in der Produktion
- Projektmanagement auf Enterprise-Level: von Angebot und Budgetierung über Abrechnung und Ressourcenzuordnung bis hin zu mehrstufigen, internationalen Projekten
- Engere Verknüpfung mit anderen Modulen (z. B. Einkauf, Logistik, HR) für durchgängige Prozesse und Workflows
Darüber hinaus gibt es nur in Finance & Supply Chain Management die Möglichkeit, Produkte, die in unterschiedlichen Ausprägungen vorliegen (Form, Farbe, Größe, Material, etc.) bequem mit Hilfe einfacher Ober- und Unterartikel anzulegen. Dies geschieht mit Hilfe des so genannten Varianten-Konfigurators.In Business Central wäre dies viel Fleißarbeit, da Sie für jede mögliche Varianten-Kombination einen Artikel anlegen müssen. Je vielfältiger also die möglichen Varianten Ihrer Produkte sind, desto eher werden Sie mit Finance & Supply Chain Management glücklich.
Fazit: Die Module Produktion, Qualitätsmanagement und Projekt
Wenn Sie einfache Fertigungsprozesse oder überschaubare Projekte steuern, ist Business Central eine sehr gute Wahl. Sobald jedoch komplexe Produktionsumgebungen, strenge Qualitätsanforderungen oder große, internationale Projekte ins Spiel kommen, ist Finance & Supply Chain Management der klare Favorit.
Finance & Supply Chain Management Vs. Business Central – mögliche KO-Kriterien zugunsten der „kleinen“ ERP-Lösung
5. Outlook- und Microsoft 365-Integration
Einer der großen Pluspunkte beider ERP-Systeme ist die enge Verzahnung mit der Microsoft-Welt. Und neben Word, Excel, Teams und Co. spielt vor allem Microsoft Outlook eine zentrale Rolle. Der Grund: Angebotsanfragen, Bestellungen oder Rechnungen kommen bei vielen Unternehmen per E-Mail ins Haus. Und obwohl die Outlook-Integration in beiden Lösungen möglich ist, zeigt sich hier ein klarer Vorteil von Business Central.
Business Central bietet eine praxistaugliche und tiefgehende Outlook-Integration:
- Direkte Erstellung von Belegen aus Outlook heraus: Verkaufsangebote, Aufträge oder Rechnungen lassen sich erstellen, ohne Business Central zu öffnen.
- Automatisches Auslesen von E-Mails: Relevante Daten aus einer Nachricht können direkt übernommen werden, ohne mühsames Abtippen.
- Effizienz im Alltag: Anwender arbeiten in der vertrauten Outlook-Umgebung und sparen Zeit durch weniger Systemwechsel.
Finance & Supply Chain Management ist zwar ebenfalls in die Microsoft-365-Welt integriert, bietet jedoch nicht diese enge, praxisnahe Outlook-Verknüpfung. Hier stehen eher komplexere Prozesse und die Integration in andere Dynamics-Module (z. B. Sales, Customer Service) im Vordergrund.
Fazit: Outlook- und Microsoft 365-Integration
Ist Outlook das zentrale Tool in Ihrem Unternehmen und möchten Sie Informationen aus E-Mails direkt im ERP verwerten bzw. Belege, Aufträge, Rechnungen etc. direkt aus Outlook heraus erzeugen, dann ist Business Central im Vorteil. Dann bietet das vermeintlich kleinere ERP-System eine praktische, alltagstaugliche Arbeitserleichterung, die in Finance & Supply Chain Management so nicht vorhanden ist.
Wie einfach Sie Business Central mit Outlook verbinden, sehen Sie in diesem Video auf unserem Blog: Dynamics Secrets: Outlook in Dynamics 365 Business Central integrieren – Arbeitsalltag erleichtern (Video)
6. Implementierung und Go-Live
Ein weiterer Unterschied zwischen Business Central und Finance & Supply Chain Management liegt in der Implementierungsgeschwindigkeit.
Auch hier punktet Business Central:
- Das System lässt sich schnell und vergleichsweise unkompliziert implementieren.
- Mit vorkonfigurierten Standardprozessen können Unternehmen oft schon nach wenigen Wochen produktiv starten.
- Diese schnelle Einsatzbereitschaft macht Business Central ideal für Unternehmen, die möglichst rasch von einem neuen ERP-System profitieren wollen.
Finance & Supply Chain Management hingegen ist ein Projekt von etwas größerem Umfang:
- Eine Einführung dauert in der Regel mehrere Monate, manchmal auch über ein Jahr – abhängig von der Größe des Unternehmens und der Komplexität der Prozesse.
- Jede Einführung erfordert eine umfassende Projektplanung sowie individuelles Customizing und ausführliche Tests, um die Vielzahl an Funktionen passgenau einzurichten.
- Der Aufwand lohnt sich für Konzerne und internationale Organisationen, ist aber für kleinere Unternehmen häufig überdimensioniert.
Besonders spannend: IT-affine Unternehmen ohne ERP-Vorkenntnis haben Business Central mit etwas „Hilfe zur Selbsthilfe“ sogar schon in Eigenregie eingeführt. Gerne verweisen wir an dieser Stelle auf unseren Kunden Avantyard sowie unsere Tipps zur Selbsteinführung von Business Central:
- Success Story: Schweizer Start-up Avantyard führt ERP-System Business Central in Eigenregie ein – in nur 30 Tagen.
- ERP-System Business Central selbst einführen – in 6 Schritten
Etwas vergleichbares haben wir bei Finance und Supply Chain Management noch nicht gesehen – und wir würden unseren Kunden auch niemals empfehlen, dass „große ERP-System“ selbst einzuführen.
Fazit: Implementierung und Go-Live
Wenn es Ihnen um eine schnelle Implementierung, um kurze Projektlaufzeiten und einen zügigen Go-Live geht, ist Business Central der klare Favorit. Finance & Supply Chain Management entfaltet seine Stärken in komplexen Szenarien, setzt dafür aber auch einen etwas längerem Atem und mehr Manpower bei der Einführung voraus.
Finance & Supply Chain Management Vs. Business Central –Abwägungskriterien
Während die Punkte 1 bis 6 klare Unterschiede zwischen Business Central und Finance & Supply Chain Management aufzeigen – teils sogar mit eindeutigen KO-Kriterien – sind die folgenden Aspekte weniger schwarz-weiß. Hier geht es nicht um „besser oder schlechter“, sondern um Nuancen, Prioritäten und letztlich auch um persönliche Einschätzungen. Die Punkte 7 bis 9 lassen daher mehr Raum für Interpretation und hängen von den individuellen Rahmenbedingungen Ihres Unternehmens ab. Dennoch finden wir es wichtig, sie in dieser Gegenüberstellung zu thematisieren.
7. Unternehmensgröße
Lange Zeit galt die Faustformel Business Central sei das ERP-System für Unternehmen
- Zwischen 1 und 100 Voll-Usern sowie zwischen 5 und 300 Mitarbeitenden.
Und Finance und Supply Chain Management sei das ERP-System für Unternehmen
- Mit wenigstens 20 Voll-Usern und mit über 100-Mitarbeitenden.
Dabei war es gleichzeitig wichtig, nicht nur die aktuelle, sondern auch die künftige Unternehmensgröße, sprich die Mitarbeiter- und Useranzahl in 3 bis 5 Jahren im Blick zu haben. Das machte diese Einschätzung dann schon etwas anspruchsvoller.
Diese Faustformel ist in ihrer Tendenz nach wie vor richtig, wir finden sie allerdings schwierig, weswegen wir die aktuelle Unternehmensgröße keinesfalls mehr als eines der relevanteren Kriterien nennen möchten. Zumindest nicht an erster Stelle. Denn unsere Erfahrung zeigt: Auch für kleine Unternehmen mit unter 100 Voll-Usern kann Finance und Supply Chain Management das einzig richtige ERP-System sein. Und es gibt Unternehmen mit weit über 300 Mitarbeitenden, die seit vielen Jahren blendend mit Business Central auskommen – und hier das ERP-System mit dem Wachstum seit Jahren locker mitgeht.
Sollten Sie also in anderen Vergleichen – oder älteren Vergleichen auch auf unserem Blog – dieses Kriterium finden: Bitte nicht überbewerten. Was von der Unternehmensgröße bleibt, sind zwei Fakten und die lauten:
- Um Business Central nutzen zu können, genügt Ihnen eine einzige Lizenz für eine Vollversion.
- Um Finance und Supply Chain Management nutzen zu können, benötigen (und bezahlen) Sie mindestens 20 Lizenzen für eine Vollversion.
In der Konsequenz heißt das: Unter 20 Voll-Usern bezahlen Sie bei Finance und Supply Chain Management monatlich viel Geld für Lizenzen, die Sie gar nicht benötigen – und das ist in der Regel immer unklug. Ob Finance und Supply Chain Management für Sie und Ihr Unternehmen selbst bei weniger als 20 Voll-Usern aber nicht doch das besser ERP-System sein könnte, ist durch diese Mindestabnahmepflicht von Lizenzen keinesfalls gesagt.
Fazit: Unternehmensgröße
Ob klein oder groß: Auch wenn in der Vergangenheit gerne die Unternehmensgröße herangezogen wurde, um das passende ERP-System zu identifizieren, sollten Sie weitere Kriterien hinzuziehen. Viel wichtiger ist die Frage, welche Funktionen Sie wirklich benötigen und ob die Mindestlizenz-Anzahl in Ihr Budget passt. Prüfen Sie beide Systeme daher nicht anhand von Mitarbeiterzahlen, sondern anhand Ihrer Prozesse, Ihrer Anforderungen, Ihrer Internationalität und Ihrer Wachstumsstrategie.
8. Kosten des ERP-Systems
Kosten spielen bei jeder ERP-Auswahl und ERP-Einführung eine wichtige Rolle – auch wenn sie nie das alleinige Entscheidungskriterium sein sollten. Trotzdem lohnt sich ein genauer Blick auf die drei größten Kostenpunkte im ERP-Projekt:
8.1 Lizenzkosten für das ERP-System
8.2 Lizenz- und Implementierungskosten für notwendige Drittlösungen
8.3 Projektkosten für Einführung und Betrieb
8.1 Lizenzkosten
Auf den ersten Blick sieht es hier so aus, als wäre Business Central eindeutig günstiger und hätte in diesem Punkt die Nase vorne:
- Business Central Premium: ca. 98 € pro Voll-User/Monat
- Finance & Supply Chain Management: ca. 236 € pro Voll-User/Monat
Doch der Schein trügt.
Während Business Central nur zwei Lizenztypen kennt (Voll-User und Team Member), bietet Finance & Supply Chain Management eine feinere Staffelung (u. a. Device-, Activity- oder HR-Self-Service-User). Je nach Lizenz-Mix kann das große ERP trotz höherem Voll-User-Preis günstiger sein.
So zeigt die Praxis:
- Wenn Sie nur wenige Voll-User und Team Member benötigen, dann ist Business Central in der Tat deutlich günstiger.
- Wenn Sie viele User mit gemischten Rollen benötigen, dann nähern sich die Kosten von Finance & Supply Chain Management und Business Central immer mehr an.
Hinweis:
Mehr zum Thema Usertypen und Lizenzkosten lesen Sie in Kürze auf unserem Blog. Nach mehrmaligem aktualisieren unseres Blogbeitrages Pricing & Licensing von Microsoft Dynamics 365 (letzte Aktualisierung im April 2025) haben wir uns entscheiden, dieses Thema nochmal in seiner Gesamtheit aufzubereiten. Schauen Sie einfach bei uns vorbei oder abonnieren Sie unseren Blog. Dann werden Sie zeitnah informiert 😊.
8.2 Drittlösungen
Vor allem das ERP-System Business Central setzt traditionell viel auf Erweiterungen von Drittanbietern. Das ist nicht ungewöhnlich, kann die Gesamtkosten aber in die Höhe treiben. Je mehr Zusatzlösungen benötigt werden, desto attraktiver – preislich gesehen – wird dann wiederum Finance & Supply Chain Management, weil es viele Funktionen bereits im Standard mitbringt.
Gerade hier lohnt sich ein genauer Blick: Welche Funktionen sind im Standard enthalten und wo sind zusätzliche Erweiterungen erforderlich? Eine detaillierte Übersicht, die Business Central und Finance & SCM direkt gegenüberstellt, können Sie sich hier kostenfrei herunterladen.
Business Central – Finance & Supply Chain Management Standard Vs. notwendige Drittlösung
8.3 Projektkosten
Auch die Projektkosten unterscheiden sich stark:
- Business Central lässt sich schnell, schlank und mit relativ geringem Beratungsaufwand implementieren – bis hin zur Möglichkeit viele Implementierungsschritte mit Hilfe von Workshops sowie zielgerichteter „Hilfe zur Selbsthilfe“ in Eigenregie umzusetzen. Das Beispiel unseres Kunden Avantyard hatten wir bereits erwähnt.
- Finance & Supply Chain Management hingegen erfordert mehr Planung, Customizing und Beratung. Das macht Projekte umfangreicher und teurer, bringt aber auch die notwendige Tiefe und Stabilität für komplexe Szenarien.
Fazit: Kosten des ERP-Systems
Kostenvergleiche sind selten eindeutig. Während Business Central durch niedrigere Einstiegskosten und das einfachere Lizenzmodell punktet, gleicht Finance & Supply Chain Management dies mit flexibleren Lizenztypen und weniger Abhängigkeit von Drittlösungen wieder aus. Am Ende aber sollte auch hier nicht das Preisschild entscheiden, sondern die Passgenauigkeit des Systems zu Ihren Prozessen. Rechnen Sie also nicht nur, sondern prüfen Sie zuerst Ihre Anforderungen.
9. Branchenlösungen
Beide ERP-Systeme decken viele Branchen ab – entweder durch Standardfunktionen oder durch Erweiterungen:
- Business Central ist im Standard branchenneutral, lässt sich aber durch Add-Ons oder Partnerlösungen an branchenspezifische Anforderungen anpassen.
- Finance & Supply Chain Management bringt neben branchenneutralen auch viele branchenspezifische Funktionen im Standard mit – beispielsweise für die Diskrete Fertigung, Prozessfertigung, den Groß- und Einzelhandel, (Projekt-)Dienstleistungen oder die öffentliche Verwaltung.
9.1 Branchenlösungen für Business Central
Business Central profitiert stark vom Ökosystem an Partnerlösungen. Viele Anforderungen lassen sich mit Add-Ons abdecken. Benötigen Unternehmen jedoch eine umfassende Branchenlösung (z. B. Food oder Mode), kommt oft eine sogenannte Managed Solution ins Spiel. Diese ist geistiges Eigentum des Partners und bindet Sie rechtlich eng an diesen. Ein späterer Partnerwechsel kann dadurch erschwert werden.
9.2 Branchenlösungen für Finance & Supply Chain Management
Bei Finance & Supply Chain Management sind Branchenlösungen offener gestaltet: Code und Architektur sind transparent, sodass auch andere Partner die Lösung übernehmen, betreuen oder weiterentwickeln können. Das schafft mehr Flexibilität und reduziert Abhängigkeiten – gerade in spezialisierten Branchen ein nicht zu unterschätzender Vorteil.
Fazit: Branchenlösung
Während Business Central im Standard branchenneutral startet und über Partnerlösungen spezifiziert wird, bringt Finance & Supply Chain Management viele branchenspezifische Funktionen bereits mit und ermöglicht eine offenere Betreuung von weiteren Branchenlösungen. Die Entscheidung welches ERP für Sie besser geeignet ist, hängt also stark davon ab, welche Funktionen und Prozesse in Ihrer Branche gebraucht werden – und wie wichtig Ihnen die Unabhängigkeit von einem bestimmten Partner ist.
Business Central oder Finance & Supply Chain Management – was passt besser zu Ihnen?
Der in diesem Blogbeitrag vorgenommene Vergleich zeigt: Zwischen Business Central und Finance & Supply Chain Management geht es in erster Linie nicht um das „bessere“ System – sondern es geht darum, welches System besser zu Ihren Anforderungen passt. Einen eindeutigen Sieger gibt es nicht.
Um das ganze nochmals auf den Punkt zu bringen:
- Finance & Supply Chain Management überzeugt mit seiner Tiefe, internationalen Ausrichtung und integrierten Konzern- und Branchenfunktionen. Für Unternehmen mit komplexen Prozessen, internationaler Expansion oder hohem Anspruch an Intercompany-Workflows ist es die eindeutige Wahl – auch wenn die Einführung länger dauert und mehr Investitionen erfordert.
- Business Central punktet mit seiner Schnelligkeit, Übersichtlichkeit und der Möglichkeit, bereits nach wenigen Wochen produktiv zu arbeiten. Es eignet sich hervorragend für kleine und mittelständische Unternehmen, die eine schlanke, flexible Lösung suchen – und sich die Freiheit wünschen, Prozesse sogar in Eigenregie einzuführen.
Unsere Bitte an Sie:
Treffen Sie Ihre Vorauswahl also nicht auf Basis von Faustformeln oder Lizenzpreisen, sondern prüfen Sie genau, welche Funktionen Sie wirklich brauchen und welches der beiden System diese Anforderungen am besten erfüllt. Das ist am Anfang sicher etwas mühsamer, zahlt sich langfristig aber aus.
Gerne begleiten wir Sie auf diesem Weg mit neutraler Beratung, Workshops und Best Practices aus über 20 Jahren Projekterfahrung. Nutzen Sie diese Chance und treten Sie mit uns in Kontakt. Denn unabhängig beraten können Sie am Ende nur Partner mit Erfahrung und Expertise in beiden ERP-Systemen – und davon gibt es auf dem deutschen Markt nicht allzu viele.