Change Management: 4 Werkzeuge für starke Mitarbeitende im ERP-Projekt

M. Marek, Iris Degen

Der Wechsel auf ein neues ERP-System ist immer ein großer Schritt: Sowohl für das Unternehmen als auch für die Menschen dahinter. Neue Prozesse, Abläufe und Routinen fordern alle Beteiligten heraus. Gleichzeitig eröffnen sich viele Chancen für Wachstum und Weiterentwicklung.

In unserem Beitrag Change Management: Unterschätzter Erfolgsfaktor im ERP-Projekt haben wir gezeigt, wie wichtig emotionale Sicherheit, Kommunikation und Führung für den Erfolg solcher Veränderungen sind.


In diesem zweiten Teil wird es konkret: Wir stellen Ihnen vier bewährte Werkzeuge aus dem Change Management vor, mit denen Sie Motivation fördern, Blockaden lösen und die innere Stärke Ihrer Mitarbeitenden im ERP-Projekt gezielt aktivieren können.

1. Reframing im ERP-Projekt: Change Management beginnt in der Wahrnehmung

Veränderungen beginnen bekanntlich meist im Kopf. Genauer gesagt: In der Art, wie wir Situationen wahrnehmen und bewerten. Der Rahmen, in dem wir etwas betrachten bzw. erleben, prägt unsere Wahrnehmung. Setzen wir eine bestimmte Gegebenheit in einen anderen Kontext, kann sie eine komplett neue Bedeutung für jemanden bekommen – mit oft erstaunlicher Wirkung auf dessen Motivation und Verhalten.

Reframing bedeutet also: Wir verändern nicht die Fakten, aber die Sichtweise auf diese. Und das kann entscheidend sein, um Blockaden zu lösen, innere Ressourcen zu (re-)aktivieren und neue Handlungsoptionen zugänglich zu machen.

Beispiele für Reframing als Change-Management-Werkzeug:

  • Bedeutungsreframing: Aus „Dieses ERP-System sieht ganz anders aus als das bisherige“ wird „Neue Funktionen bieten neue Möglichkeiten und Chancen“.
  • Kontextreframing: Aus „Eine Person stört den Prozess“ wird „Vielleicht bringt sie wichtige Impulse von außen“.

Auch der Als-ob-Rahmen öffnet neue Türen. Ein Denkanstoß wie „Was würde es für dich bedeuten, wenn dieser Prozess zukünftig automatisch ablaufen könnte?“ aktiviert lösungsorientiertes Denken und schaltet dabei frische Ressourcen frei.

Ein gut gesetzter Rahmen kann also emotionale Entlastung schaffen, Selbstwirksamkeit fördern und dabei helfen, Angst oder Widerstand in Neugier und Gestaltungsfreude zu verwandeln.

Vor allem bei tiefgreifenden Veränderungen wie dem Wechsel auf ein ERP-System wie Microsoft Dynamics 365 Business Central oder Dynamics 365 Finance & Supply Chain Management wird Reframing so zum wertvollen Instrument und Erfolgsfaktor.

„Wenn sich die Key User auf all die neuen Möglichkeiten im System freuen und das ganze Team mit Begeisterung an der Umstellung auf Microsoft Dynamics 365 mitarbeitet, entsteht ein unglaublicher Teamspirit. Dann macht das ERP-Projekt richtig Spaß.“

M. Marek | Presales Consultant Inway Systems GmbH


2. Das Metamodell: Sprache formt unsere Realität

Wer den Rahmen einer Situation verändern kann, gewinnt neue Perspektiven. Wer zusätzlich die Sprache bewusst einsetzt, schafft noch mehr Klarheit und Einfluss auf das Denken und Handeln anderer. Genau hier setzt das Metamodell an: Es zeigt, wie präzise Kommunikation zu besserem Verständnis und konstruktiver Zusammenarbeit im ERP-Projekt führt – ein Thema, das wir auch in unserem Beitrag Gute Kommunikation im ERP-Projekt vertiefen.

Worte beschreiben nicht die Realität, sondern lediglich eine Repräsentation davon. Das Metamodell hilft dabei, die sprachlichen Äußerungen zu hinterfragen, wieder auf ihre Tiefenstruktur zurückzuführen und somit wichtige und sehr wertvolle Informationen zu offenbaren oder auch neue Denkweisen zu ermöglichen.

Ausprägungen Beispiel Intervention
Tilgung „Ich kann das nicht“ „Was genau kannst du nicht?“
Generalisierung „Das ist alles zu kompliziert“ „Was genau findest du daran kompliziert?“
Verzerrung „Das ist eine Katastrophe!“ „Was genau macht es zur Katastrophe?“

 

Durch die gezielte Fragetechnik lassen sich ungenaue und emotionale Aussagen in konkrete Sachinhalte verwandeln. Sie ermöglicht Führungskräften, zwischen den Zeilen zu hören, Klarheit zu schaffen und gemeinsam mit dem Team gezielt an Lösungen zu arbeiten. Dies erhöht nicht nur das gegenseitige Verständnis, sondern hilft auch dabei, irrationalen Stress zu reduzieren – ein sehr entscheidendes und wichtiges Werkzeug im dynamischen Umfeld eines ERP-Projekts.

Unser Tipp aus der Praxis: Nutzen Sie die Metamodellfragen nicht wie ein Kreuzverhör, sondern immer mit Fingerspitzengefühl. Der Ton macht die Musik – empathisches Nachfragen wirkt hier oft Wunder und öffnet Türen, wo zuvor noch scheinbar unüberbrückbare Widerstände den Weg blockierten.

3. Das Milton-Modell: Mehr Flexibilität durch neue Ressourcen

Während das Metamodell dabei unterstützt, unscharfe Aussagen zu klären und zu konkretisieren, verfolgt das Milton-Modell einen anderen Ansatz: Es nutzt bewusst mehrdeutige, vage und bildhafte Sprache, um dem Gegenüber eigene Interpretations- und Lösungsräume zu eröffnen.

Gerade dann, wenn einer Ihrer Mitarbeitenden in einer inneren Blockade gefangen ist, kann der sprachliche Wechsel zur Oberflächenstruktur sehr wirkungsvoll sein. Denn konkrete Fragen nach dem „Was genau?“ oder „Warum genau?“ stoßen in diesen Momenten oft auf Ablehnung, inneren Rückzug oder Überforderung. Hier hilft es, mit sprachlicher Weite und Vertrauen zu arbeiten – etwa durch Formulierungen wie:

  • „Du wirst das schaffen! Du bekommst doch immer alles super hin.“
  • „Manchmal verändern sich Dinge schneller zum positiven, als man denkt.“
  • „Vielleicht ist genau jetzt der richtige Moment, um hiermit zu beginnen.“

Das Milton-Modell schafft durch seine hypnotische Sprachweise einen sicheren Raum für innere Prozesse, die unbewusst bereits ablaufen. Es lädt zu neuen Bildern, Ideen und Lösungsmöglichkeiten ein. Ohne Druck, sondern über intuitive Ressourcenaktivierung. Dieses Change-Management-Werkzeug wirkt also wie ein innerer Raum für Selbstregulation: Es ist wertschätzend und entlastend zugleich.
 

Besonders hilfreich ist das Milton-Modell

  • bei emotional aufgeladenen Gesprächssituationen,
  • wenn ein Key User im Stuck-State keine konkreten Gedanken mehr fassen kann und
  • für die positive Verstärkung nach schwierigen Diskussionsfragen.

4. Wahrnehmungsperspektiven beim ERP-Wechsel: Neue Möglichkeiten durch neue Blickwinkel

Inmitten großer Veränderungen, wie einem Wechsel auf das ERP-System Microsoft Dynamics 365 Business Central oder Dynamics 365 Finance & Supply Chain Management, neigen viele Menschen dazu, in ihrer eigenen Sichtweise „festzustecken“.

Ein weiteres mächtiges Werkzeug zur Erschließung neuer Ressourcen ist daher der gezielte Wechsel zwischen den verschiedenen Wahrnehmungspositionen.
 

  • Ich-Perspektive
    Die eigene Sichtweise: Gefühle, Gedanken und Körperempfindungen stehen im Vordergrund.
    Beispiel: „Ich bin überfordert. Es fällt mir schwer, mich an das neue System zu gewöhnen“
  • Du-Perspektive
    Die Perspektive eines Gegenübers: Hier entsteht Empathie.
    Beispiel: „Was wäre meinem Kollegen wichtig, wenn wir diesen Prozess neu definieren?“
  • Meta-Perspektive
    Neutrale Beobachterrolle: emotionsfrei, sachlich, überblickend.
    Beispiel: „Was würde ich sehen, wenn ich diese Situation und uns beide von außen betrachte?“
  • System- bzw. Visionsebene
    Ein übergeordneter Blick auf das große Ganze: Unternehmensziele, Visionen, Werte.
    Beispiel: „Wie wirkt sich die Systemumstellung langfristig auf unseren Unternehmenserfolg und meinen Arbeitsplatz aus?“

Gerade bei verhärteten Fronten oder starker innerer Ablehnung gegenüber der Veränderung kann der Wechsel in eine andere Perspektive wahre Wunder bewirken. Wer seine Position verlassen kann, der kann auch seine Haltung ändern. Und wer die Welt mit neuen Augen sieht, entdeckt oft auch ganz neue Ressourcen für sich.

Warum ein Perspektiv-Wechsel so wichtig sein kann:

  • Er löst starre Konflikte auf, weil Verständnis entsteht.
  • Er eröffnet neue Lösungsräume, weil neue Aspekte sichtbar werden.
  • Er reduziert Stress, weil emotionale Distanz zur Situation möglich wird.

Auch hierbei können Sie Ihre Mitarbeitenden zum Beispiel mit einer gezielten Fragetechnik oder Pacing und Leading aktiv unterstützen. Nehmen Sie sie mit auf eine gedankliche Reise zu neuen Sichtweisen, sodass sie durch den Perspektivwechsel zu kreativen Denkprozessen angeregt werden und neue Zugänge zu frischen Ressourcen freischalten.

Warum wir für ERP-Projekte einen Change Manager empfehlen

Ein Wechsel auf ein ERP-System wie Microsoft Dynamics 365 Business Central oder Finance & Supply Chain Management betrifft nie nur die Technik, sondern immer auch die Menschen. Innere Ressourcen zu stärken, Resilienz zu fördern und emotionale Prozesse wahrzunehmen – all das sind keine „weichen“ Faktoren, sondern entscheidende Erfolgsfaktoren für jedes ERP-Projekt. Ein professioneller Change Manager unterstützt Sie dabei, genau diese Aspekte in den Mittelpunkt zu stellen, gezielt zu begleiten und nachhaltig zu verankern. Er erkennt frühzeitig, wenn Projektteilnehmende emotional feststecken, und hilft ihnen, ihre inneren Ressourcen wieder zu aktivieren. Wer seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stärkt, der stärkt auch das gesamte ERP-Projekt – und das zahlt sich aus!

Sie planen den Wechsel auf Microsoft Dynamics 365 oder suchen den passenden Partner für Ihr ERP-Projekt?
Wir begleiten Sie ganzheitlich von der Implementierung bis zum Change Management. Kontaktieren Sie uns gerne und lassen Sie uns über Ihr Projekt sprechen.

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